Hier ist sie nun die Filmkritik zu Chroniken der Unterwelt: City of Bones!
Am Dienstag war die Europapremiere in Berlin und seit gestern läuft der
Film in den USA, UK, und und und nur leider noch nicht bei uns. Aber ab dem 29.
August haben dann endlich auch wir das Vergnügen!!
Um euch schon mal einen kleinen Vorgeschmack zu liefern und euch eine
Antwort auf die Frage zu geben "Ist die Verfilmung von Cassandra Clares
City of Bones gelungen?" gibt es jetzt meine, doch etwas länger als
erwartet gewordene, Filmkritik zu Chroniken der Unterwelt: City of Bones!
Da ich den Film bis jetzt nur in der Original Fassung gesehen habe kann ich
leider noch nichts zur deutschen Synchronisation sagen und warte mit der Kritik
dazu bis zum 26. August, wenn ich den Film in der deutschen Fassung sehen
werde.
Hier jetzt also eine Kritik von einem Fan, der zu erklären versucht, was
für einen Eindruck er von der Verfilmung seines Lieblingsbuches bekommen hat
und warum.
(Die Filmkritik ist doch sehr ausführlich geworden und enthält teilweise
auch SPOILER, also denkt kurz drüber nach, ob ihr sie lesen wollt, oder
euch lieber ganz überraschen lasst.)
So jetzt aber genug der Vorrede! Los geht's!
Kurz für alle, die die Bücher nicht gelesen haben:
Es geht um den Teenager Clary, die mit ihrer Mutter in Brooklyn, New
York lebt.
Eines Abends geht sie mit ihrem besten Freund Simon in einen
Club und wird Zeuge davon, wie drei Jugendliche einen anderen
Jungen erstechen.
Aber niemand außer ihr scheint den Mord gesehen zu haben.
Am nächsten Tag zweifelt sie selbst an dem, was sie gesehen hat, doch
dann taucht plötzlich der ebenso gutaussehende, wie arrogante Jace auf,
der behauptet ein Schattenjäger zu sein.
Clary glaubt ihm erst nicht, doch dann wird ihre Mutter entführt und sie selbst
in ihrer Wohnung von einem Dämon angegriffen.
Jace rettet sie und zusammen machen sie sich auf die Suche nach Clarys Mutter
und Clary erfährt, dass ihre Mutter wohl nicht die gewöhnliche Frau ist
die sie immer zu sein schien.
Die Bücher sind eigentlich Jugendbücher, vor allem, da auch die
Protagonisten Hauptsächlich Jugendliche sind, aber trotz allem hat die
Buchreihe auch viele erwachsene Fans ähnlich, wie Harry Potter.
Lange haben die Fans von Cassandra Clares Buchreihe "Chroniken der
Unterwelt" (im Original: "The Mortal Instruments") auf die
Verfilmung des ersten Bandes "City of Bones" gewartet.
Von Anfang an haben sie mit Vorfreude aber teils auch mit kritischem Blick
die Vorbereitungen verfolgt, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass viele
Buchverfilmungen es nicht geschafft haben den Büchern gerecht zu werden und die
Fans sehr enttäuscht haben.
Sobald die ersten Informationen zum Cast bekannt wurden ging auch gleich
die große Diskussion in der Fangemeinde los. Entsprechen die Schauspieler den
Vorstellungen der Charaktere, die das Buch bei den Lesern hervorgerufen hat?
Werden sie die von vielen so geliebten Charaktere auf der Leinwand würdig
vertreten?
Vor allen um eine Besetzung gab es große Diskussionen. Jamie Campbell Bower als Jace?
Viele konnten sich das überhaupt nicht vorstellen, viele hatten sich Alex
Pettyfer in der Rolle gewünscht, während andere begeistert waren und vor allem
Jamies besseres Schauspieltalent hervorhoben. Während die meisten von dem Rest
des Cast begeistert waren blieb diese Besetzung die ganze Zeit über Zündstoff
für große Diskussionen.
Schließlich ging es endlich los und die Dreharbeiten begannen. Schon gab es
den nächsten Diskussionspunkt. Die ersten Fotos vom Dreh wurden veröffentlicht
und Lily hatte eher dunkelrote als hellrote Haare, wie erwartet. Wieder sahen
manche Fans das Buch schlecht umgesetzt.
Alles in allem hatte einfach jeder in seinem Kopf die Welt aus Cassandra
Clares Büchern mit seiner ganz eigenen Fantasy gestaltet und für manche passten
die Schauspieler und Kostüme dort genau rein oder kamen nah dran, für andere
überhaupt nicht.
Doch was viele dabei zu vergessen schienen war, dass es nicht auf das
Aussehen der Schauspieler ankommt. Natürlich ist es gut, wenn jemand der im Buch
als schwarzhaarig und grünäugig mit spitzen Ohren beschrieben wird nicht im
Film auf einmal rote Haare, blaue Augen und runde Ohren hat. Aber was im
Endeffekt zählt ist wie der Charakter der im Buch beschriebenen Person im Film
umgesetzt wird. Es ist klar, dass nicht der eine Schauspieler gefunden werden
kann, der zu allen Vorstellungen des Charakters in den Köpfen der Fans 100%
passt. Aber man kann gute Schauspieler finden, die es schaffen durch ihre
Darstellung des Charakters seine wichtigsten Eigenschaften auf der Leinwand zum
Ausdruck zu bringen und so den Vorstellungen in den Köpfen der Leser Leben
einzuhauchen!
Um es in einem Satz zu sagen: Für jeden wichtigen Charakter wurden
talentierte Schauspieler ausgewählt, die allesamt eine beeindruckende Leistung
abliefern und denen das oben genannte somit perfekt gelungen ist!
Allen
voran Lily Collins (Clary), Jamie Campbell Bower (Jace), Robert Sheehan
(Simon), Kevin Zegers (Alec) und Jonathan Rhys Meyers (Valentin).
Ja, Lilys Haare sind eher von einem dunkleren Rot und manche mögen ihre
Augenbrauen nicht, ja Jamie ist vielleicht nicht für alle der perfekte
Mädchenschwarm und ja, Jonathan hat keine weißen Haare und trägt keinen Anzug
ABER sie alle liefern in diesem Film eine wirklich beeindruckende Leistung ab!
Natürlich ist es nicht möglich in einem 130-minütigen Film alle Facetten
eines Charakters genauso detailliert, wie im Buch darzustellen. Aber gerade
deshalb ist es so beeindruckend, was in diesem Film geschafft wurde.
Zu Lily:
Sie schaffte es sowohl die Verwirrung und Angst Clarys, die mit dem
Eintritt in eine für sie völlig neue Welt einhergehen, als auch die durch die
kritische Situation hervortretende Stärke Clarys darzustellen. Wie Lily schon
in einigen Interviews gesagt hat, ist es für Clary zwar eine völlig neue und
beängstigende Situation, als ihre Mutter entführt wird und sie in die
Schattenwelt hineingezogen wird, doch trotzdem ist sie nie das typische Opfer,
das vom Held in der glänzenden Rüstung gerettet werden muss. Sie kämpft sich
durch und schafft es immer wieder sich gegen Dämonen, Vampire etc. zur Wehr zu
setzen und will ihre Mutter um jeden Preis zurück. Hinzu kommen schließlich
noch ihre sich entwickelnden Gefühle für Jace und ihre auf einmal komplizierte
Beziehung zu Simon. Das alles setzt Lily wunderbar um!
Zu Jamie:
Zum einen schafft es Jamie die arrogante und abweisende Haltung von Jace
sehr gut darzustellen.
Vor allem gegenüber Simon kommt das sehr gut rüber und man merkt deutlich,
dass ihn der "Irdische" nur zu Tode nervt und langweilt und er ihn
eigentlich für überflüssig hält.
Zum anderen sind da noch die Gefühle, die Jace für Clary entwickelt. Dabei
wird auch seine verletzliche Seite offenbart und es wird schließlich deutlich,
dass seinen Arroganz und Abweisung anderen gegenüber nur dazu dient sich selbst
zu schützen. Sie dienen ihm als einen Art Schutzschild, den er bei Clary für
kurze Zeit fallen lässt, wenn er ihr zum Beispiel aus seiner Kindheit und von
seinem Vater erzählt, nur um ihn dann sofort wieder hochzufahren, als er merkt,
dass Simon teilweise zwischen ihm und Clary steht und er auch von ihr
abgewiesen werden könnte.
Im Film wird außerdem auch deutlich, wie sich das Verhalten von Jace
verändert, als er Clary kennenlernt, er leichtsinniger wird und auch auf einmal
dadurch die Menschen in Gefahr bringt, die ihm als Einzige noch etwas bedeuten,
Alec und Isabelle, was bei ihm Schuldgefühle hervorruft.
Alles in allem bringt Jamie also alles auf die Leinwand, was man von einer
Darstellung von Jace erwarten kann!
Zu Robert:
Er stellt Simon genauso dar, wie er sein muss. Es wird schon früh deutlich,
dass er in Clary mehr sieht, als nur eine sehr gute Freundin und er sich auf
das Abenteuer in der Schattenwelt nur ihretwegen einlässt. Dafür erträgt er
auch Jace und die ganzen Gefahren, die ihn erwarten. Als er dann schließlich
Clary seinen wahren Gefühle offenbart löst das beim Zuschauer vor allem ein
Gefühl aus: Man möchte ihn in den Arm nehmen und so lange trösten, bis er
endlich wieder lächeln kann!
Zu den Anderen:
Jonathan Rhys Meyers macht seine Sache als Valentin sehr gut. Er wird etwas
anders dargestellt, als im Buch, wo er eher an einen charismatischen
Geschäftsmann oder Politiker erinnert, der die Menschen mit seinen Reden und Lügen
auf seine Seite zieht. Im Film Ist Valentin impulsiver und unberechenbarer,
aber nichts desto trotz charismatisch und man kann sich gut vorstellen, warum
ihm früher einige junge, idealistische Schattenjäger gefolgt sind, die davon
überzeugt waren das richtige zu tun.
Kevin Zegers zeigt sehr gut Alecs kritische und später sogar aggressive
Haltung gegenüber Clary, die sich als ernste Konkurrenz im Kampf um Jace Gunst
erweist und auch, wie sehr ihm Jace Verhalten oft auf die Nerven geht. Trotzdem
zeigt sich später, dass er sich jederzeit für seinen Familie opfern würde. Auch
sein Gesichtsausdruck, als Magnus auf seiner Party Interesse an ihm zeigt ist
wirklich gut gelungen. Überhaupt schafft Kevin es in dem Film ohne viel zu
sagen, einfach nur mit den Gesichtsausdrücken Alecs Wesen sehr gut rüber zu
bringen.
Auch Jemima West und Lena Headey liefern als Isabelle und Jocelyn eine sehr
gute Leistung ab und sowohl Jemima und Robert, als auch Lena und Aidan Turner
(Luke) harmonieren sehr gut auf der Leinwand, ebenso wie Lily und Jamie und
Lily und Robert.
Auch Jared Harris gelingt es Hodges Charakter sehr gut dazustellen und man
sieht seinen Konflikt, in dem er einerseits versucht Valentin nicht zu
enttäuschen, andererseits, aber auch seine Schützlinge nicht in Gefahr bringen
will.
Einzig von Godfrey Gao hätte ich eine etwas bessere Darstellung von Magnus
Bane erwartet. Sie ist nicht schlecht, trifft aber nicht ganz meine
Erwartungen, aber ich denke, wenn er in den nächsten Filmen einen größeren Part
bekommt wird es sich noch gut entwickeln.
So viel also zu den Schauspielern.
Was die Umsetzung der Handlung angeht wurde auch hier sehr gute Arbeit
geleistet!
Natürlich wurden, wie in jeder Verfilmung auch hier Dinge verändert oder
rausgelassen, aber auf eine sehr sinnvolle Art und Weise. Es wurden keine
Szenen, die besonders wichtig für das Buch und die Fans waren gestrichen und
die Dinge, die verändert wurden, wurden
das in einer guten Art und Weise. Zum Beispiel wurde der Schauplatz des
Finales von den Renwickruinen ins Institut verlegt, was im Film aber logisch
erscheint und einfach dafür sorgt, dass in der kurzen Zeit, die der Film im
Vergleich zum Buch hat, um die Story zu erzählen, nicht noch ein neuer
Schauplatz vorgestellt werden muss.
Bei manchen Dingen gab es außerdem richtig gute neue Einfälle, die die
Handlung zwar nicht wirklich verändert, aber dem Film noch eine besondere Note
verliehen haben und bei denen man teilweise wirklich schmunzeln musste. Wer
hätte schon gedacht, dass Johann Sebastian Bach ein Schattenjäger war?
Diese Kleinigkeiten haben dem Film im Endeffekt seinen ganz eigenen Charme
und Witz verliehen.
Natürlich gibt es aber auch ein paar Kritikpunkte. An einigen Stellen wurde
für mich einfach ein bisschen zu sehr übertrieben. Zum Beispiel: In der
Gartenhausszene, wo Clary und Jace sich küssen geht auf einmal die Sprinkleranlage
an. Der Kuss an sich ist wirklich sehr schön, aber das hat mich dann doch zu
sehr an Highschool Musical 3 erinnert und es war für meinen Geschmack ein
bisschen zu kitschig. Von diesem Momenten gab es leider ein paar wenige im
Film, aber insgesamt stören sie nicht das Gesamtbild.
Für Fans der Bücher gibt es außerdem ein paar ganz besondere Extras. Einige
Dialoge wurden originalgetreu oder manchmal fast originalgetreu aus dem Buch
übernommen! Und das an genau den richtigen Stellen!
Um ein Beispiel zu nennen, dass man auch schon im Trailer gesehen hat: Als
Simon Clary am Anfang zur Rede stellt und fragt warum sie mit einem
blondgefärbten Gothtypen rumhängen würde, während er sich solche Sorgen um sie
gemacht hat, kommt Jace um die Ecke und meint: "For the Record, my hair is
naturally blond." "Um das klarzustellen, meine Haare sind von Natur
aus blond."
Von solchen Szenen gibt es noch ein paar mehr und jedes Mal geht einem als
Fan das Herz auf!
Abgesehen von sehr guten Schauspielern und einer fesselnden Story gibt es
in dem Film außerdem tolle Kampfszenen, bei denen Actionfans voll auf ihre
Kosten kommen.
Zum Schluss noch etwas zur Gesamtatmosphäre des Films.
Die sehr gut umgesetzten Special Effects, die tollen Requisiten und
Kulissen und nicht zuletzt die wirklich tolle und passende Musik fügen sich
perfekt in das Geschehen ein und verleihen dem Film einen sehr passende
Atmosphäre, die etwas düsterer ist und auch etwas mystisches an sich hat, was
sehr gut mit der Handlung des Film harmoniert. Außerdem nimmt man dem Film die
ganzen Fantasygestalten sehr gut ab, weil er insgesamt etwas ernster gestaltet
ist und sich alles sehr gut in das "normale" New York einpasst.
Ich persönlich bin wirklich begeistert vom Film und kann
die oben gestellte Frage eindeutig beantworten:
Man merkt insgesamt deutlich, dass das Filmteam um
Regisseur Harald Zwart eng mit Cassandra Clare zusammengearbeitet und dadurch
und durch die tollen Leistungen der Schauspieler und des ganzen Teams einen
Film erschaffen hat, der sowohl Fans der Buchreihe, als auch „Neulinge“ in der
von Cassandra Clare kreierten Welt des Übernatürlichen begeistern wird!
Nachtrag:
Noch ein paar Worte zur deutschen Synchronisation:
Die ist meiner Meinung nach wirklich nicht gelungen. Teilweise liegt dieser Eindruck bei mir wahrscheinlich daran, dass ich den Film zunächst in der Original Fassung gesehen habe und erst später in deutsch und mich dann umgewöhnen musste, aber teilweise wurde die Synchro auch einfach verbockt. An vielen Stellen wurde der Text wirklich lieblos rübergebracht und es tut einem in den Ohren weh, wenn man gleichzeitig im Kopf hat, wie die Schauspieler es im Original rüberbringen konnten. Mein Tipp an euch also:
Wenn ihr die Möglichkeit habt schaut euch den Film in der Original Fassung an!